Freitag, 13. Juli 2018

Zensierte Zensur - oder angeordnete Meinungsbildung

Immer wieder schön, so etwas menschlich freundliches zu lesen:



Wer Worte wie „Asyltourismus“, „Asylgehalt“, oder „Anti-Abschiebeindustrie“ verwendet , ist entweder ein hirnloser rechter Vollpfosten oder ein übler rechtspopulistischer Demagoge.


(Ralf Stegner, 08.07.2018)




Jedoch, schon vor 1990 wurde das Wort "Asyltourismus" von Politikern der BRD verwendet.


https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/ZLANIN925.pdf

https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/ZLANIN9016.pdf


Da hat es keinen gestört ...
Dabei ging es da auch konkret gegen eine Volksgruppe.


Das Fundstück fand ich ja total spannend:


"Landtag intern, 23. Jahrgang, Ausgabe 5 vom 17.03.1992, S. 1

Eine öffentlich geführte Diskussion um die Änderung des Asylrechts müsse nicht zwangsläufig ausländerfeindliche Tendenzen verstärken. Leider sei dies aber in unserem Land anders. Die ständig wachsende Zahl von Asylbewerbern und die damit verbundenen Pro bleme der sozialen Betreuung und Unterbringung durch die Kommunen würden in den politischen Schlagabtausch zwischen den Parteien hineingezogen. Damit werde das Klima latenter Ausländerfeindlichkeit begünstigt. Das erklärt der SPD-Abgeordnete Edgar Moron. Der CDU-Abgeordnete Heinz Paus betont, das Klima sei gefährdet durch eine seit Jahren massiv zunehmende unkontrollierte Zuwanderung unter Ausnutzung der Möglichkeiten des Asylrechts. Die Bürger seien aufs höchste beunruhigt. Sie stellten fest, daß die Politik nicht agiere, sondern nur hilflos reagiere. Es sei widersinnig, die Frage nach einer besseren Asylpolitik in Wahlkämpfen zu tabuisieren. Die F.D.P.-Abgeordnete Dagmar Larisika-Ulmke betont, sie beobachte mit Sorge, daß die anhaltende Diskussion zu diesem Thema offenbar zum Kernpunkt anstehender Landtagswahlkämpfe hochstilisiert werde. Auf diese Weise täusche man der Bevölkerung zunächst operative Hektik vor, um dann die Dinge derart zu relativieren, daß angenommen werde, es geschehe scheinbar nicht. Die Debatte um ein zeitgemäßes Asylrecht müsse daher ohne weitere Polarisierung geführt werden. Der Grünen-Abgeordnete Roland Appel macht deutlich, wer Haß säe, ernte Gewalt. Fakt sei: Es gebe kein Flüchtlingsproblem,sondern ein Wahrnehmungsproblem. Bundesweit fehlten 2,5 Millionen Wohnungen, und die strukturelle Arbeitslosigkeit beunruhige die Menschen. Asylbewerber machten 1989 nur zehn Prozent aller Zuwanderer aus und die Zahlen gingen zurück. Die Diskussion um das Asylrecht sei ein politisches Ablenkungsmanöver von sozialen Problemen mit rassistischen Untertönen. "


Also ... das läuft ja schon seit Jahren, ohne dass was Wesentliches passiert.

Nichts Neues im Westen!


Auch in der Rubrik vom 17.03.1992:

"Von Roland Appel
DIE GRÜNEN: Wer Haß sät, erntet Gewalt
"Es kann nicht sein, daß ein Teil der Ausländer bettelnd, betrügend, ja auch messerstechend durch die Straßen zieht, festgenommen wird und nur, weil sie das Wort Asyl rufen, dem Steuerzahler auf der Tasche liegen" (Klaus Landowsky, CDU-Fraktionschef in Berlin); "Was wir nicht brauchen, sind Wirtschaftsschmarotzer aus der ganzen Welt" (Max Streibl, Bayerischer Ministerpräsident); "Asylschwindel... Asyltourismus ... Scheinasylanten und Wirtschaftsflüchtlinge ... in Asylantenflut ertrinken" (CDU-Fraktionschef Helmut Linssen in einer Sieben-Minuten-Rede); "Der Schreckens- Asylant" (BILD); "durchrasste Gesellschaft" (Bayerns Innenminister Stoiber, CSU); "Überprüfung ... an Ort und Stelle und dann an Kopf und Kragen packen und raus damit" (SPD-Fraktionsvorsitzender Farthmann). 
Wen wundert es noch, daß bei einem derartigen Sprachgebrauch die Gewaltanwendung in der Wahrnehmung von Rechtsextremisten zu einem akzeptierten Mittel wird, das sich diejenigen, die in den Augen der Rechtsradikalen nur reden, zwar nicht anzuwenden trauen, heimlich aber damit übereinstimmen? Wer Haß sät, erntet Gewalt. 
Fakt ist: Es gibt kein Flüchtlingsproblem, sondern ein Wahrnehmungsproblem. Bundesweit fehlen 2,5 Millionen Wohnungen, und die strukturelle Arbeitslosigkeit beunruhigt die Menschen. Asylbewerber machten 1989 nur zehn Prozent aller Zuwanderer aus und die Zahlen gehen zurück. Die Zuwanderer und Zuwanderinnen zahlten unserem Gemeinwesen, so das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung, in den letzten drei Jahren 57 Milliarden Mark an Beiträgen; sie kosteten — von der Sozialhilfe bis zum Sprachkurs — lediglich 16 Milliarden. Seit der Aufhebung des Arbeitsverbotes für Asylbewerber entwickelt sich dieses Verhältnis noch günstiger. Die Diskussion um das Asylrecht ist somit ein politisches Ablenkungsmanöver von sozialen Problemen mit rassistischen Untertönen. "


Das ist doch total spannend! Erschreckend spannend.

Als ob die Zeilen von 2015, 2016, 2017, 2018 sind ...


Auch ein Fundstück - 23. Juni 1978:


"Der SPD-Abgeordnete Reinhard Bühling sprach im Bundestag davon, dass die große Masse an Asyltouristen wirklich Asylbedürftige in Gefahr geraten, lange hingehalten und mit Misstrauen betrachtet zu werden. Quelle: Externer Link zum „Deutscher Bundestag – Stenographischer Bericht 101. Sitzung“ – Seite 18"


Auszug:


"Die Verbesserung der oft beklagten Zustände des gegenwärtigen Asylverfahrens kann nur graduell vor sich gehen. Allerdings sollte die kontinuierliche Zurückdrängung des „Asyltourismus" auch die Länder veranlassen, die gegenwärtigen Zustände in Abfertigungsstellen und Lagern, die für Asylbewerber und Bedienstete gleichermaßen unzulänglich, ja, oft unhaltbar sind, entsprechend zu verbessern. Wir sind jedenfalls überzeugt, auch mit schrittweisem praktischem Vorgehen zum Ziel zu kommen: Dem organisierten Mißbrauch des Asylrechts zu steuern und den wirklich Verfolgten zu helfen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)"


Also, es ist kein neues Wort - und wurde von der SPD ins politische Spiel gebracht ...


Wie war das mit dem: Wer Worte wie ... verwendet???

Und die selber auch noch verwendet ... *lol*


Ich freue mich schon auf die nächste verbale Entgleisung.


Solange die keine anderen Probleme haben ...



Gespannt bin ich auch, wie unser Merkelchen die Probleme lösen möchte.
Ich denke nicht, dass sie entmachtet werden sollte - sie soll das auslöffeln, was sie uns einbrockte.
Es gilt für alle und immer: Allen Leuten recht getan ...
Vielleicht beherzigt sie ja endlich "Wer A sagt, muss nicht zwangsläufig B sagen - er kann auch erkennen, dass A falsch war. " Frei nach Brecht.

Wenn man in der Großherzigkeit vergisst, dass die Menschen nicht so sein können, wie man sich das vorstellt und wünscht - sie hat sicher auch gedacht, dass alle aufgenommenen Leute DANKBAR sind - welcher selbst dankbare Mensch kommt denn auf die Idee, dass einige der Hilfe erhaltenden, Schutzsuchenden dann die Helfenden absichtlich verletzen, bestehlen, töten ... unter verschiedenen Identitäten Geld fordern. Als normal Denkender kommt man doch gar nicht auf solche Ideen!

Gilt das noch?: Alle Menschen sind gleich.



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Freitag, der 13.


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